2021

constant change
Solo show 
Kunsthalle   
21/8 – 3/9/21 
Luzern

Text
Michael Sutter

Mit einer Gegenbewegung zur vorherrschenden Architektur definiert die begehbare Installation ein komplett neues Raumgefühl, das sich je nach Blickwinkel stets zu verändern vermag. Giacomo Santiago Rogado (*1979 in Luzern) hat für die markanten Raumverhältnisse der Kunsthalle Luzern eine panoramaartige Malerei aus aneinandergereihten Leinwänden erstellt. Dabei steht die äussere Erscheinung in einer starken Wechselbeziehung zum Innern, das erst durch das Betreten des Ausstellungsraumes vollumfänglich ersichtlich wird.

In ihrer imposanten Dimension – 3m x 16m – zeigt die Installation eine farbintensive, abstrakte Malerei, die von Giacomo Santiago Rogado mit selbstentwickelten Techniken und experimentellen Malereiverfahren gefertigt wurde. Vom hellen Zentrum aus erstrecken sich symmetrisch nach links und rechts verschiedenste Farbverläufe, die sich überlagern und unterschiedliche Ebenen mit Tiefenwirkung erzeugen. Auf beide Seitenenden hin verdunkelt sich die Farbigkeit und endet in nachtschwarzen Bildbereichen. Wie ein orchestrierter Zufall wirken die wachsenden Farbeffekte, die aufgrund der Transparenz der Leinwände zwischen Sein und Schein changieren.


Die malerischen Arbeiten von Giacomo Santiago Rogado erschliessen sich nicht per se auf den ersten Blick, vielmehr bedarf es eine visuelle und kontemplative

Auseinandersetzung, damit die Werke ihre expressive Wirkung entfalten können. Generell regen seine Arbeiten den individuellen Sehprozess an und beeinflussen die räumliche Wahrnehmung der Betrachtenden.

Optische Illusionen erwirkt Giacomo Santiago Rogado mit den drei kleinformatigen Malereien aus der Serie «Coalescence», die sich als minimale Setzungen im Hauptraum gegenüber der monumentalen Installation behaupten. Von der Ferne wirken die drei Arbeiten mehr oder weniger einfarbig, wobei sich die geschwungenen Linien mit ihrem Zentrum erst bei näherem Betrachten erschliessen. Ein kontrollierter, meditativer Malereiprozess mit Acryl und Öl ergibt eine dynamisch-wellige Struktur in Kreisformat, deren Farbigkeit sich beim Vorbeigehen stetig verändert.

Im Kabinett der Kunsthalle Luzern zeigt Giacomo Santiago Rogado eine Auswahl gerahmter, kleinformatiger Papierarbeiten. In einer dichten, gleichmässigen Aneinanderreihung werden verschiedene Varianten seines Umgangs mit Farben, Formen und Strukturen sichtbar. Die Papierarbeiten fungieren wie ein Mind-Map, welches die Spannbreite seines technischen Schaffens aufzeigt und die Weiterentwicklung von Forschung und Formfindung dokumentiert. Es handelt sich um eigenständige Arbeiten, worin sich seine selbst entwickelten Techniken vermischen und neuartige Malerei-Kombinationen generieren.


Fotos: Kilian Bannwart